Herzrand / Nichts ersetzt dich / Heimatdichtung ohne Zugehörigkeit / deine Zeichen aus Strichen und Kreisen / dein Kosmos unfähig etwas einzufädeln / nur Anhäufung aus Zeit zu Raum / voller Aus-höhlungen die du als dunklere Kuppeln beschreibst/ langsam vorangefressen in Reste aus helleren bald lichtlosen Weiten
in diesen Widerspruch grölt von draussen der Chor / der Schwinger, Larventräger und Sternsinger ein dreifaches Tätärätätä / dieser Gesang lobt die Geschichte / die du in deine Materie eingeschrieben lesen musst / unisono kaum vermittelbar / kaum je semantische Ordnung oder Rückführung / summst du und erzeugst Erkennen
durch die Misere der pathologischen Zufluchtssuche / leicht unter dem Dröhnen der Laubbläser / kreierst du keine Idee der Erlösung mehr / schöpfst aus Orgasmen / hier einen und dort einen / ein bisschen Hier / ein bisschen Jetzt
© Henriette Vásárhelyi
was *ch mir wünsche / dass sich in diesem Bühnenbild etwas bewegt / lebendig zeigt / hierhin rennst du und dorthin / ich beatme dein Mund zu mein Mund zu / um eine klitzekleine Lebensregung zu sehen / einen Laut zu hören / dirdy, dirdy singt der kleine Vogel fröhlich / eine Gegenstimme gerichtet gegen das Eingerichtetsein / natürlich eskaliert hier ein Missverständnis / ein Mund auf dem viel zu vieler anderer / die Berührungen, die Zuckungen, die du auslöst / wir können dich verdammt nochmal sehen / und von seinem schönen Körper, das Knie / dein Engagement in allen Ehren, deine Hingabe / mag sie über einen Selbstzweck hinaus weisen / aber mal ehrlich / du willst doch bloß ficken, du kleine Nutte
© Henriette Vásárhelyi
nach einem Gedicht von Thomas Brasch
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